Tag zusammen! Hatte heute Langeweile und bin mit 'nem Kumpel durchs Netz gesurft und wie das so ist landet man ja früher oder später auf einer Seite wie dieser hier, wenn man's nur drauf anlegt. Im Grunde war ich schon fast wieder weg, da les' ich in eurer Chatbox „verena: @Judas und Antichrist: meldet euch doch mal an und diskutiert mit uns!“ Ums kurz zu machen: Ich identifiziere mich weit mehr mit diesen Judas-, Antichrist- und hasse-nicht-gesehen-Typen (Hagen Rether rulz nur so nebenbei), aber der Satz hat mich beschäftigt. Um nicht zu sagen sauer gemacht, denn Diskussionen mit Leuten wie euch ermüden und lohnen nicht, weil man mit euch einfach nicht diskutieren kann. Glaubt mir, ich hab's versucht. Einer meiner besten Freunde ist ein Hardcore-Freikirchlich-Evangelischer. Das war kein Problem, so lange wir noch in der Schule waren und er von normalen Leuten umgeben war. Aber nach dem Abi hat er dann angefangen Theologie zu studieren und sich, wie er es nannte, „mehr mit seinem Glauben zu beschäftigen“. Das hat seinem gesunden Menschenverstand nicht gut getan, wie ich finde. Wenn er zu Besuch ist, atmet er immer sofort tiiiief durch bei jeder noch so kleinen sarkastischen Bemerkung über Gott und seine Welt. Sollte man dann nicht damit aufhören, droht er einem immer gleich, das Haus zu verlassen. Das macht keinen Spaß. Er ist ein total netter Typ, völlig durchgeknallt (so wie ich) und mein persönlicher Held, seit er mit einem Bobbycar bei McDonalds im Drive in Cheeseburger bestellt hat. Aber ich merke, wie sich sein religiöser Eifer immer mehr zwischen ihn und seine anderen „normalen“ Freunde zwängt. Irgendwann ist ihm aufgefallen: „Ich habe heute festgestellt, dass ich ein Fundamentalist bin.“ und als ich dann hinzugefügt habe „Ja, und ein fanatischer noch dazu!“, fühlte er sich in keinster Weise beleidigt. Bedenklich umschreibt nicht einmal im Ansatz das, für was ich seine Reaktion gehalten habe. Wenn in euren 10 Geboten nichts von „Du sollst nicht töten!“ stehen würde, wären er und seine 50-Mann-Gemeinde wahrscheinlich schon vor mehreren Generationen Richtung Jerusalem aufgebrochen, um das zu vollenden, was die Katholiken im Mittelalter nicht hinbekommen haben. Ein Wunder, dass ich Ketzer noch lebe -.- Ich lehne jede Art von Fanatismus ab. Einmal habe ich es übertrieben und seinen Gott derart beleidigt, dass er mir die Freundschaft kündigen wollte. Er hat mir daraufhin das Versprechen abgenommen, als Buß-Masnahme mit in seinen Gottesdienst zu kommen. Ich hab das durchgezogen. Ich habe mir (und es war sogar ein verdammter „Schnupper-“Gottesdienst extra für Neulinge!) die ganze Show reingeschraubt, mir 45 Minuten Bibel-Interpretationen angehört. Habe mir angehört, dass Gott einen Ekel an Sündern habe, dass er davon kotzen müsse. Dass der Saum seines Umhangs einen ganzen Tempel gefüllt habe (ich glaub das steht in Jesaja irgendwas) und wenn man überlegt, welchen Bruchteil der Saum nur vom gesamten Erscheinungsbild einer Person einnehme, dann wäre Gott ja ein Hühne von einem Riesen, so groß und artig könne man ihn sich vorstellen (wobei ich zugebe vergessen zu haben, ob sich Freikrichler ein Bild von Gott machen dürfen oder ob ihnen das wie den Katholiken verboten ist). Der Priester jedenfalls war offensichtlich in seinem Element und vor mir in der Reihe saßen irgendwelche alten Ömmakes mit Kopftuch und nickten begeistert. Der Haiopai vorne hat noch weiter salbadert und seine Predigt dann natürlich auf etwas Konkretes, Verwertbares für den Alltag herunter gebrochen. Z.B. dass Gott wieder kotzen müsse, wenn wir armen Menschenkinder raubkopieren würden. Dass Publikum hat es mit frömmlerischer Extase aufgenommen und mir ist klar geworden, welche enorme Wirkung auf den einzelnen es hat, wenn um ihn herum alle diesen Quatsch zu glauben scheinen. Man will ja dazugehören, also macht man so lange mit, bis man es selber glaubt. Ich für meinen Teil war heilfroh, dass ich einen anderen Freund vorher auf Knien angefleht hatte, mich dort nicht alleine hingehen zu lassen. So konnten wir uns gegenseitig bestätigen, dass nicht wir einen an der Klatsche hatten, sondern die restlichen Mitinsassen des Raumes. Natürlich ist das nur ein konkretes Beispiel und ich bin mir sicher, dass es auf eurer Seite hier auch diverse liberalere nicht Freikirchler gibt, die das ganz eventuell auch für ein wenig übertrieben halten - man darf die Hoffnung ja nicht aufgeben. Ich habe diese Geschichte wirklich nicht erfunden und sie soll ja auch im Grunde nur zeigen, dass jede Religion (und an dieser Stelle lasse ich keinen Widerspruch gelten) von der Indoktrinierung ihrer Kinder lebt (Leute, die im Schützengraben zu Gott finden können, oder ein paar vereinzelte Menschlein, die sich durch irgendwelche traumatischen Erlebnisse oder schlicht aus Langeweile ins Beten flüchten, können keinen 2000 Jahre alten Glaubenskörper samt Riten und Zeremonien tragen). Wie soll denn jemand, der Zeit seiner Jugend zu Hause, in Vereinen, in der Kirche oder sonst wo zu hören bekommen hat, dass alles, was in der Bibel steht wahr sei, und der nur Freunde hat, denen von ihren Eltern genau dasselbe vermittelt worden ist, JEMALS etwas anderes glauben können? Selbst wenn er sich jahrelang in der Schule Biologie samt Evolution um die Ohren haut, wird er immer noch eine andere Einstellung haben als sein Banknachbar, dem Kirche und dergleichen immer herzlich egal gewesen ist so wie mir. Ich danke eurem Gott dafür, dass meine Eltern mich vor ihm verschont haben. Sie selber mussten damals immer mit in die Kirche und fanden es mindestens genauso lächerlich wie ich. Die haben damals einfach einmal ihr Hirn eingeschaltet. Alles, was ich mir als Jungendsünde gegönnt habe, war zu Kommunion und ein paar Jahre zu den Pfadfindern zu gehen. Da singt man am Feuer ja auch christliche Lieder und dergleichen. Allerdings fand ich diesen Zirkus damals schon bescheuert und hab's hingeworfen. Für mich ist die Bibel absolut antiquiert. Das, was heute noch von den Kirchen übrig ist, sind die sterbenden Überreste dessen, was vor 2000, oder meinetwegen auch ein paar Hundert Jahren noch zum Überleben der Gesellschaft notwendig war. In dem ernst gemeinten Versuch, meinem Freund verständlich zu machen, warum ich nicht an seinen Gott glaube, habe ich ihm einmal gesagt, er solle für einen kurzen Moment einmal vergessen, dass er ein gottesfürchtiger Fanatiker sei. Er solle sich einmal in die Menschen vor mehr als 2000 und mehr Jahren versetzen, die in Lehmhütten gewohnt haben und von der Scheibe, auf der sie lebten, kaum mehr als die nächsten 2 Nachbardörfer kannten. Natürlich haben die sich die Frage gestellt, warum sie existieren, warum sie von irgendwelchen Herrschern ausgebeutet wurden und was sie vom Leben noch zu erwarten hätten. Da gab es dann diverse kluge Schriftsteller, die alle Bücher über Gott geschrieben haben. Jeder hat ihn, so wie er wollte, ein wenig anders dargestellt (der Gütige, der Kriegsgott, der Strenge,... - Stichwort Jesaja) und als man das dann zu einem alten Testament bzw. zu einer Thora zusammengebastelt hat, hatte man auf einmal ein Kompendium an Phrasen und Bildern, die ein gigantisches Gottesbild erschaffen hatten, das so komplex war, dass niemand es jemals aufdröseln konnte. Wichtig war nur: Lebt, wie Gott es will und ihr kommt ins Paradies! Damit waren die ruhig gestellt. Punkt aus. Und damals wie heute gilt: Wenn einer Zweifel hegt, dann kommt irgendein Wichtigtuer in Gestalt eines Seelsorgers, der jahrelang die Bibel (vielleicht sogar an der Uni) studiert und ein RIESIGES Repertoire an Zitaten und vorgefertigten Weisheiten in Petto hat. Der pfeffert dem überforderten Ketzer dann irgendwelche wild zusammen gesuchten, aus dem Kontext gerissenen Klugheiten um die Ohren. Wie soll man sich da wehren? Soll man mit einem Priester einen Wettstreit darin austragen, wer die Bibel besser kennt? Ich fordere auch keinen Fußballprofi zu einem Wettstreit heraus. Wie soll man da gewinnen? So kann man jedem den Kopf verdrehen. Ich bestreite nicht, dass der Glaube vielen Menschen über schwierige Zeiten hinweg hilft. Aber dieses ganze „Jesus ist mein Leben!“ „Kein Tag ohne Gott!“ „Vertraue dann wird’s schon schiefgehen blablabla!“-Getue ist völlig daneben und übertrieben. Man kann nicht im 21. Jarhundert leben und ERNSTHAFT daran glauben, irgendwann entrückt zu werden! Auch so eine nette Geschichte. Soll angeblich kurz vor'm jüngsten Gericht passieren, wenn ich das richtig im Kopf habe. Dann werden alle treuen Frömmler so wie Gott sie schuf (sprich nackt) in den Himmel eingelassen... Mein Kumpel glaubt da wörtlich dran. Der stellt sich das so vor, dass dann auf einmal auf dem Fahrersitz anstelle des Fahrzeuginhabers nur noch seine Klamotten liegen und er selbst tummelt sich munter im Garten Eden. Er hat mir geraten, solle davon in den Nachrichten etwas gesagt werden, dass Menschen auf einmal spurlos verschwinden, dann solle ich schleunigst mit dem Bereuen anfangen... Ja sagt mal seid ihr noch ganz dabei?! Und der Typ hat Abi! Der ist nicht dumm! Ich check's nich. Aber bitte, ihr habt ja Glück, dass wir in einer freien Gesellschaft leben. Hier darf jeder an das glauben, was ihm am besten dünkt. Es gibt ja auch genug Absplitterungen und Sekten. Wie die zustande gekommen sind, muss ich einmal googeln. Sind sie nicht das beste Beispiel dafür, dass man das, was in diesem tollen Lexikon für Nicht-Selbst-Denker (Bibel) steht, drehen und wenden kann, wie man lustig ist? Ich habe bereits ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, meine eigene Religion aufzumachen. Eine Sex-Religion oder so etwas. Ich sage dann einfach, ich bin mit der Erkenntnis erleuchtet worden, dass das, was dem Menschen am meisten Spaß macht, göttliche Erfüllung bringt! Damit geh ich in den Swingerclubs auf Tour … Es wird bestimmt genug Leute geben, die da mitziehen. Mein Orgienraum/Kirche wäre gerammelt (!) voll und den Teufel (AIDS) bekämpften wir mit Kondomen, die am Eingang verteilt würden. Die Welt wäre eine Bessere. Ach ja das Beispiel Sex habe ich nur gebracht, weil es das Normalste von der Welt ist. Man muss nicht mit 14 anfangen, aber auch nicht bis zu den Flitterwochen warten. Alle die sagen, es fehle ihnen nichts, haben es schlicht nicht ausprobiert, oder wenn, dann mit der/dem Falschen. Aber das ist ein anderes Thema.
So. Jetzt habt ihr euch durch meinen Sermon gequält. Wollte eigentlich nicht so ausschweifen, war aber gerade in Fahrt, sry. Ich fahre jetzt 3 Wochen in den Urlaub, also könnt ihr getrost löschen und vergessen, was ich geschrieben habe, denn am Ende läuft alles auf die Frage hinaus, ob man nun daran glaubt oder nicht. Volker Pispers (und der Mann hat Theologie studiert) meinte in einem seiner Programme, dass, sollten „die“ (also gläubige Menschen) Recht haben, würde man es ja früher oder später erfahren. Wenn er Recht haben sollte, würden wir es dagegen wohl nie erfahren. In diesem Sinne, frohes Beten/Beichten/Büßen! Hf, East Jesus Nowhere (http://www.youtube.com/watch?v=fKU9MU44tiU)
P.S.: Ich würde nicht registrierten Personen den Zugang zu der Chatbox auf Startseite verwehren - lesen, aber nichts schreiben dürfen. Dann kritzelt euch da keiner mehr irgendwelchen Scheiß drauf.
wow, ich würd mal sagen danke für deinen Beitrag, auch wenn ich dich mit meiner Diskussionseinladung verärgert hab. sry. Vielleicht hab ich mich auch falshc ausgedrückt. Ich meine nicht diskutieren im Sinne von "sagt uns eure Meinung und wir überzeugen euch von unserer", sondern eher im Sinne eines Meinungsaustausches. Ich finds total interessant und gut, mit Leuten wie dir zu reden oder zu schreiben, andere Meinungen kennenzulernen und vor allem auch Gründe dafür. Du hast recht, die wenigsten hier gehören zu den Fundamentalisten (glaube ich) und haben so krasse Ansichten wie dein Freund. Ich finds echt heftig wie er ist, und was da in der Kirche abgeht, aber nun ja, so ist es nun mal : überall anders. Und auch da hast du recht: Es gibt unendlich viele Unterschiedliche Meinungen. Die wird es auch immer geben so lange es Menschen gibt. Ich stimme dir allerdngs nicht zu, wenn du sagst die Menschen haben Meinungsfreiheit die Christen nicht. So hab ich das jedenfalls aufgefasst.
Naja ich muss jetzt auch weg, aber vllt überlegst du es dir ja doch noch mal und meldest dich an ;)
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an. (1.Samuel 16,7)
tag nochmal. meine güte hab ich diesen ganzen sermon da unten wirklich geschrieben?! o.O na ja war ne kurzschluss-reaktion sry sry. und hab mich wohl ein wenig unklar ausgedrückt. es kam wohl nich deutlich genug raus, dass mein kumpel der festen überzeugung (was auch sonst) ist, sich völlig freiwillig für sein frömmlerisches dasein entschieden zu haben und dass es absolut NIX damit zu tun habe, dass er schon von kindesbeinen an nichts anderes zu bekommen hat... na ja, jedem tierchen sein plaisierchen. nichts für ungut. hf
hey nochmal! war grade in meiner firefoxchronik und bin durch zufall wieder auf eure seite gestoßen. bitte mich nich falsch zu verstehen, aber ich hätte gedacht mittlerweile würden sich hier entweder die posts stapeln, oder aber der thread wäre schon lange weg^^ hat denn nur verena eine meinung/anmerkung zu dem ganzen palawer, das ich damals in rage vom stapel gelassen habe?
Falls es jemanden interessiert: Ich habe am Mittwoch eine PrayerGroup in meiner Firma gestartet. Das ist wirklich cool. Ihr könnt gerne dafür beten, dass wir viele Menschen dort erreichen!
Danke!
_________________________________________________________________ Christen sind nicht besser, sie sind nur besser dran!
Administrator: Sebastian L. - Email: Sebi(at)unterderbruecke.de
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